Der Säugling (Teil 3)

Die Bewegungen des Säuglings sind erst Globalbewegungen. D.h. wenn er sich bewegt, bewegt sich der ganze Körper, gleichsam mit allen Gliedmaßen. Er ist noch nicht in der Lage ein einzelnes Bein, einen einzelnen Arm oder einen einzelnen Finger gesondert zu bewegen, ohne dass sich die anderen Körperteile mitbewegen. Mit fortschreitender Entwicklung wird diese Ganzheitlichkeit der Bewegungsmuster überwunden, denn Globalbewegungen sind ungenaue und ungezielte Bewegungen.

Das Kind erarbeitet sich aktiv und durch ständiges Wiederholen neue Varianten seiner Bewegungstätigkeiten und lernt mit der Zeit seine Positionen zu wechseln, neue Fortbewegungsarten und Gleichgewicht auszuprobieren. Sein Wunsch die Initiative zu ergreifen, bringt es dazu Gegenstände zu untersuchen, in den Mund zu nehmen und den ihm zur Verfügung stehenden Raum zu erforschen.

Dabei ist das Kind sehr aufmerksam. Die Kompetenz des Säuglings wird dadurch unterstützt, wenn Gegenstände zum Spielen frei verfügbar sind, wenn das Kind Dinge in den Mund nehmen darf und wenn es genügend Platz zum Drehen, Rollen, Kriechen und Krabbeln hat. Das Erforschen von Gegenständen durch den Mund, ist beim Säugling eine wichtige Wahrnehmungsquelle. Der Tastsinn des Mundes ist so groß, dass das Kind die Gegenstände in ihrer Form und Beschaffenheit erkennt und damit Dinge wie mit der Hand begreift. Mit der Entwicklung des zielgerichteten Greifens, von der Hand in den Mund und mit seiner visuellen Beobachtung wächst das Kind in einen neuen Erlebnisraum hinein.

Welche Rolle die Nahrungsaufnahme für die Sprechfertigkeit bildet, können Sie im Menüpunkt Myofunktionelle Therapie, Die Entwicklung des Mundes im Zusammenspiel von Atmen, Saugen, Kauen und Schlucken, nachlesen.

Durch Wiederholen und Variieren seiner Tätigkeiten lernt das Kind die speziellen Eigenschaften der Gegenstände kennen. Es bewegt sie, es horcht wie sie klingen, es tastet und probiert wie sie sich anfühlen. Mit diesen Erforschungen spürt sich das Kind in seiner eigenen Lebendigkeit. Es widmet sich voll und ganz seinem eigenen Tun. Zunächst ist es mit der Entdeckung von Gegenständen so beschäftigt, dass es dabei die Anderen nicht unmittelbar miteinbezieht. Wenn es in direktem Austausch mit einer Person steht, treten die Gegenstände in den Hintergrund.

Ab ca. 9-10 Monaten geschieht für die Sprachentwicklung eine gravierende Änderung. Das Kind beginnt sprachliche Begleitungen als Wörter zu deuten. Es stellt eine Beziehung her zwischen sich, dem Gegenstand und der anderen Person.

Es spielt z.B. mit einem Löffel. Währenddessen blickt es auch die Person an, als wollte es sagen „schau mal was ich hier habe, siehst du das auch?“ Mit seinen Kenntnissen verbindet es jetzt Personen und Gegenstände, indem das Kind den Blick auf sich selbst (sein Tun), auf die Gegenstände und auf die andere Person richtet. Es will sich mitteilen, mit dem was es tut. Diese Beziehung ist durch seinen Blick charakterisiert. Dieser Blick bildet den Ursprung der Sprache.

Es entdeckt die Handlung, die durch den Gegenstand bestimmt ist und will wissen, was die anderen mit den Dingen tun, was sie dazu sagen und wie es selbst die Dinge erspürt. Das Kind ist fasziniert von der Handlung an sich. Wenn es baut, fasziniert es das Aufeinanderstapeln von Klötzen. Es hat noch nicht die Idee, einen Turm entstehen zu lassen.

Zu all dem gehört der Austausch über die Sprache, d. h. über die ersten Wörter, die das Kind jetzt lernt.