Der Säugling (Teil 2)

Von Geburt an ist dieses Vermögen enorm hoch, dabei zeigen Säuglinge auf das, was sie wahrnehmen differenzierte Verhaltensantworten. Beim Hören ist das Neugeborene fähig Geräusche zu lokalisieren, sehr schnell nimmt es Unterschiede wahr und spürt feine Variationen der Stimme. Es merkt, dass die Stimme der Personen, die es umgeben eine wichtige Bedeutung hat und es lernt seine Aufmerksamkeit auf sie zu richten auch wenn andere Klänge an sein Ohr dringen. Diese Fähigkeit, bei einem momentan wichtigen Reiz verweilen zu können, ist für die Sprachentwicklung äußerst bedeutungsvoll. Sie ist ausschlaggebend für das wirkliche Aufnehmen eines Wortes.

Der Klang und die Melodie der Stimme ist auch das erste, was das Kind verstehen kann. Wenn es noch nicht die Bedeutung der Wörter weiß, versteht es doch schon, wenn diese freundlich gemeint sind und Hinwendung ausdrücken. Dann bereiten sie ihm Freude. Dies bedeutet für das Kind, Lust zu „antworten“. Es versteht auch, wenn das Gesprochene aggressiv und gereizt klingt. Dann ruft es bei dem Kind Unbehagen hervor. Es erfährt dann das Gehörte nicht als Anreiz zur Nachahmung.

Mit diesen Erfahrungen lernt das Kind, es entwickelt Gedächtnisstrukturen.

Sein Lernen gelingt am besten, wenn das was das Kind erfährt gefühlsmäßig positiv integriert werden kann. Es lächelt, wenn seine Erlebnisse mit Wohlbehagen begleitet werden. Der Gefühlsbereich spielt bei der Entwicklung des Kindes eine äußerst wichtige, meistens unterschätzte Rolle.

Die Absicht mancher Erwachsenen „nachzuhelfen“ oder zu „fordern“ hindert die selbständige Erfahrung des Kindes, wenn der Erwachsene entscheidet was der Säugling zu wissen hat. Dabei wird die Kompetenz des Kindes als ein aktiver Partner übersehen und seine natürlichen Aktivitäten gebremst. In der Sprachentwicklung bleibt die Ausdrucksfähigkeit des Kindes dann stärker zurück als das Verstehen von Sprache.

Diese inneren Reifungsvorgänge sind angewiesen auf äußere Anregungen. Sie führen dazu, daß sich im Gehirn Nervenzellen ausdifferenzieren, Verbindungen zu anderen Zellen herstellen und Neues verarbeiten. In dem Zusammenspiel unterschiedlicher Sinneswahrnehmungen und ihrer Verarbeitung im Gehirn plus der Steuerung von Bewegungen erarbeitet sich das Kind Umgangsmöglichkeiten.