“Schau mal! Dem Alltag mehr Aufmerksamkeit schenken” (Teil 2)

Sensomotorik

“Sensorik und Motorik sind die beiden Systeme des menschlichen Körpers, ohne die der Vorgang des Lernens nicht vorstellbar ist.“ (Zinke-Wolter, 1991, S.19) Sensomotorik ist die Verbindung zwischen der sinnlichen Wahrnehmung und ihrer motorischen Antwort. Dabei vermittelt die Sensorik zunächst die wichtigen Einflüsse für die Motorik.

Jede Funktion wird sensorisch und neuromotorisch gebahnt, um über die weiteren Rindenfelder zu einer sinnvollen Handlungsintegration gebracht zu werden. Spüren und bewegen sind in ihrer Wirkungsweise neurophysiologisch nicht mehr voneinander zu trennen. Motorische Engramme werden aus einer Fülle von sensorischen Eindrücken entwickelt. Daraus folgert, daß ein mechanisches Trainieren von Bewegungen nicht ausreicht. Es ist mittlerweile unbestritten, daß die Korrelation zwischen den Signalen des motorischen Nervensystems, die aktive Bewegungen begleiten und den sensorischen Rückmeldungen (Reafferenz) eine wesentliche Rolle bei der Wahrnehmungsadaptation spielen.
Unser Organismus ist mit Sinnessystemen ausgestattet, deren Zellen Rezeptoren bilden, welche als Erkennungssystem reagieren. Das sensitive Erleben vermittelt eine Erkenntnis und über die Motorik den direkten Weg zum Handeln.

Fuß - Hand - Mund

Über die Körperlinie von Fuß - Hand - Mund erhalten wir die wichtigsten sensorischen Informationen.

Sensorische Impulse

  • Vestibuläre Information
  • Propriozeptive Information
  • Taktile Information
  • Gustatorische Information
  • Olfaktorische Information
  • Visuelle Information
  •  Auditive Information

Die vitalen Funktionen des Mundes sind mit der Arbeit am ganzen Körper eng verbunden. Die Auswirkung auf Mund und Gesicht steht in enger Beziehung zur Körperbewegung, Koordination und Wahrnehmungsorganisation.
Hierbei helfen dem Kind Informationen über unterschiedliche Wahrnehmungsqualitäten, in denen es seine Haut, seine Gelenke, seine Muskulatur, letztendlich den Zusammenhang seines Körpers mit sich selbst, spürt.

Propriozeptive und vestibuläre Information

Die Arbeit mit den Füßen gibt Information für Aufrichtung und Gleichgewicht. Das heißt propriozeptive und vestibuläre Erfahrung. Wie müssen sich die Füße ausrichten, wenn sie ohne Hilfe der Hände eine Zeitung zerreißen? Wie greife ich mit den Zehen? Was passiert, wenn ich eine Zeitung mit den Füßen unter dem Fußgewölbe einsammle und den Körper über der Mitte ausbalanciere? Welche Veränderungen spüre ich in meiner Körperbalance?

Das eigene Lageempfinden im Verhältnis zum Raum wird über das Bogengangsystem im Innenohr, dem Gleichgewichtsorgan oder dem vestibulären System, wahrgenommen. Balance und Gleichgewicht, ein Bewußtsein für den Körper in der Bewegungsausführung gibt auch Informationen über Mundschluss und Atmung. Ein Schluckmuster kann besser kontrolliert werden über das Registrieren der Körperhaltung. Die propriozeptive Wahrnehmung, die eng mit der vestibulären zusammenhängt, ist notwendig, um die Körperhaltung konstant auf die ablaufenden Bewegungen einzustellen. Über die Propriozeptoren spürt das Kind die Muskelspannung, bzw. deren Änderung. Diese Signale tragen zur Wahrnehmung bei, wie die einzelnen Körperteile zueinander liegen und unterstützen das Unterscheidungsvermögen für die Qualität der Bewegungen. Sie werden leichter und lockerer, wenn die muskulösen Spannungen auf ein richtiges Maß eingestellt sind und auf die Gelenke weniger Druck ausgeübt wird. Dazu gehört auch die Fähigkeit zur körperlichen Ruhe, aus der heraus beobachtet werden kann, ob eine Bewegung zu schnell, langsam, gleichmäßig, fest, locker oder druckvoll erfolgt.

Nicht dass das Kind bewegt, sondern das Wie der Bewegung ist entscheidend!